Gestern meldete die nicht ganz unbedeutende Katholische Nachrichten-Agentur (KNA), dass der Vatikan von der FSSPX die Absage der für 27. Juni im Seminar Zaitzkofen geplanten Priesterweihen verlange. Zunächst herrschte Rätselraten über die Reaktion der Priesterbruderschaft. Verschiedentlich wurde von Priestern und Gläubigen der Bruderschaft gemutmaßt, dass das Generalhaus die "Bedingungen" (oder sollte man eher sagen: Forderungen) Roms wohl akzeptieren werde, und es sich dabei um eine abgemachte Entspannungsgeste im Anbetracht einer bevorstehenden Entscheidung über den Erlass eines Kanonischen Statuts für die FSSPX handle.
Kurze Zeit später verkündete das Kölner Domradio, die für den 28. März vorgesehenen niederen Weihen in Zaitzkofen - es handelt sich, um genauer zu sein, um Subdiakonatsweihen - seien abgesagt worden um ein Zeichen gegenüber Rom zu setzen. Am gleichen Tag erfolgte die Richtigstellung durch Bischof Fellay: Die Subdiakonatsweihen seien "auf Bitten des Heiligen Stuhles" nach Econe verlegt worden. Gleichzeitig ging der Generalobere mit den deutschen Bischöfen scharf ins Gericht und warf ihnen skrupellose Scharfmacherei vor. Dazu nahmen die deutschen Bischöfe via Pressesprecher Matthias Kopp der Bischofskonferenz Stellung und warfen der Bruderschaft Einseitigkeit vor - ein Vorwurf, der gemessen an seiner Aussagekraft und seinem Neuigkeitswert, aus dem Marmeladeglas der Kirchenpolitik stammen könnte.
Bischof Fellay teilte außerdem mit, die Verlegung der für Samstag geplanten Weihen von Subdiakonen nach Econe sei eine "Geste der Beruhigung". Die Ortsverlegung entspreche einem Wunsch Roms. Eine Absage hingegen habe nie zur Debatte gestanden. Alle anderen Weihen, darunter auch für Ende Juni geplante Priesterweihen, blieben davon unberührt.
Die Frage, ob die Priesterbruderschaft St. Pius X. Weihen vornimmt, ist innerkirchlich von großer Bedeutung. Der Regens des Priesterseminars der Bruderschaft, Pater Stefan Frey, hatte ursprünglich erklärt: "Die Weihen gehören zum normalen Leben des Seminars". Auch habe der Vatikan von der Priesterbruderschaft in keiner Weise verlangt, ihre Aktivitäten einzustellen oder Weihespendungen zu unterlassen, so Pater Frey.
Die Frage der Weihen wird auf diese Weise immer mehr zu einer Angelegenheit, die direkt mit der Frage nach der Annäherung an Rom verbunden ist. Auch der deutsche Distriktobere, Pater Franz Schmidberger erklärte, eine Einigung mit dem modernistischen Rom würde früher oder später erfolgen, doch bevor diese Einigung erfolgen könne, müssen einige grundsätzlichen Fragen, die ihm zufolge kein Hindernis für die Einigung seien, geklärt werden. Diese müssen jedoch vor den Priesterweihen stattfinden, damit die Piusbruderschaft zu diesem Zeitpunkt in den Genuss kirchenrechtlicher Anerkennung kommt. Es ist aber zu bezweifeln, ob sich dermaßen grundsätzliche Fragen wie das Problem der Religionsfreiheit tatsächlich in so kurzer Zeit klären lassen.
Gelingt diese schnelle Einigung nicht, und sollte sich Benedikt XVI. hinter seine Diözesanbischöfe stellen und einen Aufschub der Weihen fordern, wird Bischof Fellay entscheiden müssen, was ihm wichtiger ist: Gehorcht er dem Papst, ist der Verrat am Erzbischof für jeden offensichtlich, gehorcht er ihm nicht, könnte die Exkommunikation ein zweites Mal über den oder die Weihespender verhängt werden - einen Zustand, den Bischof Fellay in einem Interview unlängst so beschrieb: "Man fühlt einen wahren Schmerz, von einem Brandmal der Schande gezeichnet zu sein." SANCTE MARCELLE, ORA PRO NOBIS.
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