Dienstag, 31. März 2009

Aufruf von P. Juan Carlos Ceriani FSSPX

Da das Dekret des 21. Januar 2009, das von Kardinal Giovanni Battista Re, dem Präfekten der Kongregation für die Bischöfe, unterzeichnet wurde, besagt:
„Mit einem Brief vom 15. Dezember – gerichtet an Seine Eminenz, den Herrn Kardinal Dario Castrillón Hoyos, Präsident der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei – bat Mons. Bernard Fellay, auch im Namen der anderen drei am 30. Juni 1988 konsekrierten Bischöfe, erneut um die Rücknahme der Exkommunikation latae sententiae, die formell am 1. Juli 1988 durch das Dekret des Präfekten dieser Bischofskongregation ausgesprochen wurde. […] Aufgrund der Fakultäten, die mir vom Heiligen Vater Benedikt XVI. ausdrücklich verliehen wurden, erlasse ich kraft dieses Dekretes dem Bischöfen Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galarreta die Exkommunikationsstrafe latae sententiae, die von dieser Kongregation am 1. Juli 1988 ausgesprochen wurde und erkläre sie ab dem heutigen Datum, an dem das Dekret erlassen wurde, frei von Rechtsfolgen.“

Da die Pressemitteilung des Generalhauses der Priesterbruderschaft St. Pius X. besagt:
„Die Exkommunikation der von S.E. Erzbischof Marcel Lefebvre am 30. Juni 1988 geweihten Bischöfe, die durch die Kongregation für die Bischöfe mit einem Dekret vom 1. Juli 1988 erklärt worden ist und die wir stets bestritten haben, wurde durch ein zweites Dekret derselben Kongregation unter dem Datum des 21. Januar 2009 auf Anweisung von Papst Benedikt XVI. hin zurückgenommen.“

Da Bischof Bernard Fellay, Generaloberer der Priesterbruderschaft St. Pius X., erklärt hat:
„Nach diesen langen Diskussionen [im November 2005] hat der Kardinal [Dario Castrillón Hoyos] gesagt: „Ich stelle fest, dass alles das, was Sie darlegen, Sie nicht außerhalb der Kirche stellt, dass Sie also in der Kirche sind“. Und er hat fortgesetzt, indem er sagte: „Ich ersuche Sie, an den Papst zu schreiben, um ihn zu bitten, er möge die Exkommunikationen wegnehmen“.
Seitdem sind wir dabei geblieben, denn selbstverständlich werden wir nicht verlangen, dass man etwas wegnimmt, was wir nicht einmal anerkennen. Wir haben immer abgelehnt, die Gültigkeit dieser Exkommunikationen anzuerkennen, wir können also nicht verlangen, dass man etwas wegnimmt, was nicht besteht. (Predigt in Flavigny, am 2. Februar 2006. DICI N° 130).
Da – als ich meinen Vorgesetzten meine Beobachtungen unterbreitet habe, was die bestehende Verbindung zwischen der „Erklärung einer Strafe“ und der
„Strafe in sich selbst“ betrifft, und dass folglich, der „Widerruf des Dekrets der Exkommunikationserklärung“ zu verlangen impliziert, „die Gültigkeit der Zensur“ anzuerkennen – ich die folgenden Antworten erhielt:
„Sie verwechseln die Rücknahme eines Exkommunikationsdekrets mit der Aufhebung einer Exkommunikation. […] In jedem offiziellen oder bedeutungsvollen Dokument achte ich sehr darauf, nicht „Aufhebung der Exkommunikation“ zu sagen.“ (Brief von Bischof Bernard Fellay an Pater Ceriani, vom 3. August 2004).
„Sie können feststellen, dass tatsächlich der Pater Sommerville nicht gesagt hat, wie es die Priester der Bruderschaft machen, „der Widerruf des Exkommunikationsdekrets“, er hingegen spricht von „Beseitigung der Exkommunikation“. Er ist ganz einfach nicht über unsere Unterscheidung und unserem Beharren in der Sache auf dem Laufenden. Man muss es einfach als eine übliche Art ansehen, so zu sprechen.“ (Brief von Bischof Bernard Fellay an Pater Ceriani, vom 26. Februar 2005).
„Ich denke und halte dafür, dass es eine einfache Frage der Sprachungenauigkeit im beschuldigten Text ist. Nicht mehr! Ich denke nicht, dass es sicht lohnt daraus ein Drama zu machen.“ (Brief von Bischof Bernard Fellay an Pater Ceriani, am 3. Juni 2005).
„Monsignore Fellay hat also offiziell den «Widerruf des Exkommunikationsdekrets» verlangt. Er hat die Aufhebung oder die Rücknahme der Exkommunikation selbst, die wir nicht anerkennen, nicht verlangt; er verlangt ganz präzise die Beseitigung des Dekrets, das ist ganz etwas anderes. Aber erfassen Sie den Unterschied? Wollen Sie darüber nachdenken?“ (Brief von Bischof Tissier de Mallerais an Pater Ceriani, vom 31. August 2004).
„Ich teile Ihre Sorgen nicht, was die Diskussionen mit Rom betrifft. Ich habe Ihnen im letzten Brief geschrieben, dass es Ihr unruhiger Charakter sei, der Sie belastet, denn objektiv gibt es keinen Grund zur Sorge. In der Tat hält Monsignore Fellay sehr konsequent die zwei Vorbedingungen aufrecht, die er vor bald vier Jahren an Kardinal Castrillón Hoyos gestellt hat, nämlich die Anerkennung des immerwährenden Rechts der traditionellen Messe und die Beseitigung – nicht der Zensur, aber des Exkommunikationsdekrets der Bischöfe. Ich habe Ihnen erklärt, dass das nicht dieselbe Sache ist. Das Protokoll von 1988 sah die Beseitigung der Unregelmäßigkeiten und der Suspension vor, Bischof Fellay verlangt die Beseitigung des Dekrets: er erkennt also die Gültigkeit der Zensur nicht an.“ (Brief von Bischof Tissier de Mallerais an Pater Ceriani, vom 18. September 2004).

Nächstes Mal: Aufruf von P. Ceriani - Teil 2
SANCTE MARCELLE, ORA PRO NOBIS!

Montag, 30. März 2009

Brief von P. Juan Carlos Ceriani FSSPX

Sehr geehrte Freunde in Jesus und Maria,
Ich bedauere es sehr, auf dieses Mittel zurückgreifen zu müssen, aber die Umstände zwingen mich dazu.
Als Bischof Fellay im Juni 2004 angekündigt hat, er verlange von Rom offiziell den Widerruf des Dekrets der Erklärung der Exkommunikationenhabe ich in der Tat, wie Sie es in meinem Aufruf prüfen können, an meine Vorgesetzten geschrieben, um sie darauf hinzuweisen, dass dieser Antrag de facto die Annahme der Exkommunikationen implizierte, und also, dass wir früher oder später dem zustimmen, um davon die Aufhebung zu akzeptieren.
War einmal das Dekret des 21. Januar in unseren Kapellen auf den Antillen veröffentlicht, haben wir nicht den Brief des Generaloberen den Gläubigen vorgelesen, weil dieser Ungenauigkeiten, Widersprüche, und eine ernste Zweideutigkeit, was die Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils betrifft, enthielt (letzteres ist erkannt worden, und der Text wurde geändert, nicht aber der Rest). Wir haben auch nicht das Magnificat gesungen.
Über meinen Prior, der am Montag, den 26. [Januar] an einer Sitzung in Paris teilgenommen hat, habe ich mit lebhafter Stimme an meine Oberen appelliert, und, ohne dass das ein „Ultimatum“ darstellt, habe ich eine Woche als Grenze meines Wartens auf die Revision des Annahmetextes des vatikanischen Dekrets vorgesehen.
Angesichts des Fehlens einer Mitteilung in diesem Sinne habe ich am Samstag, dem 31. Januar, begonnen, via Fax diesen Aufruf an die vier Bischöfe und an alle Oberen der Distrikte, der autonomen Häuser und der Seminare der Priesterbruderschaft St. Pius X (insgesamt 21 Faxe) zu senden, in der Hoffnung, dass – wie ich zum Schluss des Textes verlangte – sie vor Gott die derzeitige Lage überdenken, und dass sie nach dem Beispiel Erzbischof Lefebvres umkehren.
Nicht nur die Zeit vergeht und plagt uns, andere schwerwiegende Erklärungen des Generaloberen sind hinzugekommen, als da… meines „Aufrufes“.
Als Antwort habe ich gestern einen Brief des Generaloberen erhalten, der ausschließlich an alle Priester der Bruderschaft gerichtet wurde, in dem er nur bestätigt, dass seine Entscheidung über das Dekret des 21. Januar so zu akzeptieren ist, wie sie ist, und ohne dass etwas geändert wird.
Ich denke also, Sie werden verstehen, dass ich durch meine Stille für diese zweideutige Situation nicht bürgen kann, und dass ich verpflichtet bin, meinen „Aufruf“ zu veröffentlichen.
Ich bitte Sie, diesen Text zu verbreiten, ohne Diskussionen oder einen Streit zu provozieren; dass jeder es lese und die Entscheidungen treffe, die er möchte. Ich bitte Sie auch, entweder individuell oder pro Familie, oder durch Priorate und Messzentren, an die vier Bischöfe zu schreiben, um sie zu bitten, sowohl S. E. Erzbischof Lefebvre nachzuahmen als auch die notwendige Seelengröße zu haben, um zu verhindern, dass die Bruderschaft unwiederbringlich in die tödliche Falle geht, die das konziliare Rom ihr gestellt hat. Ich vertraue mich Ihren Bitten an.

Gott segne Sie und Unsere Liebe Frau schütze Ihre Familien.
Ihr im heiligsten Herzen Jesu und dem Unbefleckten Herzen Mariens ergebener

Pater Juan Carlos Ceriani FSSPX

Nächstes Mal: Der Aufruf von P. Ceriani im Originaltext.
SANCTE MARCELLE, ORA PRO NOBIS!

Samstag, 28. März 2009

In eigener Sache

Einige unserer Leser vermuteten eine Verbindung von FSSPX WATCH zu Sedisvakantisten oder ähnlichen Gruppen. Dies trifft nicht zu. Die Redaktion erklärt hiermit nochmals und in aller Deutlichkeit weder Sedisvakantisten zu kennen, noch Kontakte zu diesen zu pflegen, noch sich auf Informationen aus dieser Windrichtung zu berufen. Ob der zahlenmäßigen Verhältnisse einerseits – im deutschsprachigen Raum lassen sich die sog. „Sedisvakantisten“ an höchstens zwei Händen abzählen – und der vielfach weithin mangelnden fachlichen Kompetenz bei Vertretern dieser Anschauung, erachten wir diese auch eher als Kuriosum denn als ernstzunehmende Diskussionspartner. In dieser Einschätzung werden wir immer wieder durch verschiedene Berichte aus der Feder beispielsweise eines „Sedisvakantistenpater Lingen“ bestärkt, die auf kreuz.net veröffentlicht werden. Schleierhaft bleibt uns lediglich die Vehemenz, mit der die Vertreter der sedisvakantistischen Position seit Jahrzehnten mit immer denselben nichtigen Gründen auf die Priesterbruderschaft St. Pius X. einschlagen, mit denen sie seinerzeit bereits erfolglos gegen den Erzbischof kämpfen wollten. Dieser selbst hatte nämlich den Sedisvakantismus heftig zurückgewiesen und auf die schwerwiegenden Probleme hingewiesen, die aus der Sedisvakanztheorie hervorgehen: „Warum nehmen wir am Heiligen Vater Ärgernis, warum sagen gewisse Leute nach dem Vorbild des Arius: «Er ist nicht Papst!», so wie Arius sagte: «Unser Herr ist nicht Gott, das ist nicht wahr, Unser Herr kann nicht Gott sein»? Und auch wir sind ja versucht, zu sagen: «Das ist nicht möglich, der Heilige Vater kann nicht Papst sein, wenn er so handelt.» (Predigt am 29. Juni 1982 in Ecône). „[…] ich gehöre aber nicht zu denen, die zu verstehen geben oder offen behaupten, dass Paul VI. häretisch war und dass er infolge dieser seiner Häresie nicht mehr Papst war. Das hätte nämlich zur Folge, dass die meisten Kardinäle, weil sie von ihm ernannt waren, keine Kardinäle wären und so auch nicht einen anderen Papst gültig gewählt hätten. Johannes Paul I. und Johannes Paul II. wären folglich nicht rechtskräftig gewählt worden. Das ist der Standpunkt jener, die man Sedisvakantisten nennt. […] Die Argumentation derer, die behaupten, dass es gegenwärtig keinen Papst gebe, würde die Kirche in eine unentwirrbare Situation bringen. Die Frage der Sichtbarkeit der Kirche ist zu notwenig für ihren Bestand, als dass Gott sie für Jahrzehnte unterbrechen könnte. Wer würde uns sagen, wo der künftige Papst ist? Wie soll man ihn bestimmen können, wenn es keine Kardinäle mehr gibt? Für uns ist das ein schismatischer Geist. Unsere Bruderschaft lehnt es strikt ab, sich auf derartige Argumentationen einzulassen.“ (Erzbischof Lefebvre in: „Offener Brief an die ratlosen Katholiken“ S. 204f; Hervorhebungen von uns). SANCTE MARCELLE, ORA PRO NOBIS!

Freitag, 27. März 2009

Interview mit Bischof Fellay: Der Dialog geht weiter

„Wir müssen die Schwierigkeiten berücksichtigen, aber wir bereiten uns ernsthaft vor: Wenn man für das Wohl der Kirche arbeitet, machen die Schwierigkeiten nicht Angst.“ Bischof Bernard Fellay, der Nachfolger von Erzbischof Marcel Lefebvre, hat Vertrauen in den Erfolg des Dialogs mit dem Heiligen Stuhl. Dieser solle die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. bewirken. Das sagte der Prälat in einem Exklusivinterview mit der Tageszeitung „Il Foglio“ vom 22. März, im dem er offenbar über die Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils im Licht des Lehramtes der Kirche aller Zeiten mit Papst Benedikt XVI. übereinstimmt. Dieser hatte in seiner Rede an die Römische Kurie vom 22. Dezember 2005 ebendiese Interpretation gefordert. „Das Konzil im Licht der Tradition zu lesen bedeutet, dass das Licht, das – wie ein Filter – den nachkonziliaren Lehren den wahren Sinn geben wird, immer das Depositum der Offenbarung sein wird“, erklärte Fellay.Das Instrument um Klarheit zu schaffen ist das beständige und konstante Lehramt des Papstes, dem Gott den Auftrag übergeben hat, den Glauben zu erhalten und zu übermitteln.“ Weiters wies der Generalobere auf die „ontologische Verbindung“ zwischen dem Papst und der Tradition hin und erinnerte an die Definition der Tradition des Hl. Vinzenz von Lérins: „das, was immer, überall und von allen glaubte wurde“. Fellay zeigt auch, dass er ebenfalls die Sorgen des Papstes über die Situation der Priester teilt, die diesen dazu veranlassten, ein besonderes „Jahr der Priester“ anzukündigen: „Wenn der Priester in einer Krise ist, werden auch die Gnaden, die er den Menschen durch sein Amt übermitteln soll, nicht mehr fließen oder jedenfalls schwächer fließen. Darum braucht es eine „Reform“ des Priestertums, eine Rückkehr zum Sinn für die Berufung und für die Heiligkeit in all seinen Formen. Der Priester ist ein alter Christus, nicht weniger.“ Fellay zufolge ist der Papst als oberster Hirte und Bewahrer der Tradition der Kirche kontinuierliches Ziel von Angriffen, die genau aus diesem Grund aus der progressistischen Welt kommen, einer Welt, die mit dem modernen und liberalen Geist verbündet zu sein scheint. Und aus diesem Bündnis ergeben sich für Bischof Fellay alle Probleme, während die nicht autorisierten Bischofsweihen, für die sich Lefebvre unter historischen Umständen entschieden hat, erforderlich waren. Diese Umstände zeigen auch, dass „das weder ein Akt der Rebellion gegen den Heiligen Stuhl war, noch der Versuch, eine Parallelhierarchie einzusetzen“. „Während des Konzils standen sich in der Tat zwei Gruppen gegenüber: eine traditionelle, vertreten vor allem durch die römische Kurie, und eine progressive. Und in jenem Moment war es die letztere, die gewann.“

Unser Kommentar: In seinem „Katholischen Katechismus zur kirchlichen Krise“ schreibt P. Matthias Gaudron: „Man kann die Texte des 2. Vatikanischen Konzils in drei Gruppen einteilen: Eine Reihe von ihnen kann man ohne weiteres akzeptieren, da sie mit der katholischen Lehre konform sind […]. Andere Texte sind zweideutig […]. Den zweideutigen Texten kann man zustimmen, wenn sie […] „im Lichte der Tradition“ gedeutet werden. Die dritte Gruppe von Texten müsste aber erst umgearbeitet werden, bevor man ihnen die Zustimmung leisten könnte.“ (S.47; Hervorhebung von uns)

Warum verschweigen Sie, Exzellenz, diese Notwenigkeit einer Revision von Textpassagen des Konzils in zahlreichen Interviews, wie dem oben zitierten, so geflissentlich? Sie wissen, dass in der FSSPX Unruhe herrscht über diese offenkundige Diplomatie auf Kosten der Wahrheit. Durch derartige aalglatte Antworten gießen Sie Öl in das Feuer jener, die den „neuen Kurs“ der Bruderschaft gegenüber Rom ablehnen und mit wesentlich schärferer Munition in Richtung Menzingen schießen. SANCTE MARCELLE, ORA PRO NOBIS!

Donnerstag, 26. März 2009

Motu-Proprio-Messe

Erzbischof Rino Fisichella, Rektor der Päpstlichen Lateranuniversität und Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, wird am 28. März in der römischen Abteikirche Tre Fontane ein levitiertes Hochamt im alten, von Papst Benedikt XVI. liberalisierten Ritus zelebrieren. Das Hochamt wird anlässlich der Romwallfahrt der Prister und Seminaristen des "Institut Christus König und Hoherpriester" zum heurigen Paulusjahr stattfinden. Es handelt sich dabei um eine Ecclesia-Dei-Gemeinschaft, die für die romtreuen Traditionalisten gegründet wurde. Der Generalobere des Instituts, Monsignore Gilles Wach, wird bei einer Messe am darauffolgenden Tag - Sonntag, 29. März - in der Kirche "Gesù e Maria al Corso" in Rom, die vom Vikariat für den überlieferten Ritus zur Verfügung gestellt wurde, den selben Ritus gebrauchen.

Wir betrachten tagtäglich die zahlreichen Signale in Wort und Tat, die Bischof Bernard Fellay setzt, um eine Annäherung an oder ein Aufgesaugtwerden in die konziliare Kirche zu forcieren. Wir hören auch unablässig die Worte, die Bischof Fellay als Marschrichtung vorgibt: "Annahme des Konzils im Licht der Tradition" - gewiss, in welchem Licht soll man denn das Konzil sonst betrachten, vielleicht im Licht der Autoscheinwerfer?

Im Anbetracht dieser Umstände stellt sich eine Frage: Müssen wir uns für die Zukunft eine ähnliche Wallfahrt der Priesterbruderschaft erwarten, wie sie das Institut Christus König gerade durchführt? Unter den selben institutionellen Voraussetzungen, also einer vollkommenen Einheit mit diesem Rom?

Außerdem fragen wir die Oberen der FSSPX: Sind die Messen, die Erzbischof Fisichella und Msgr. Wach zelebrieren, gut? Ist es im Gewissen in Ordnung, daran teilzunehmen? Wenn ja: Warum hat man uns dann immer gesagt, man dürfe an Indultmessen nicht teilnehmen, da dadurch die fachliche Toleranz gegenüber den Irrtümern gefördert werde? Wenn nein: Warum gibt sich dann ein deutschsprachiger Priester der Bruderschaft dafür her, um für eine Motu-Proprio-Messe Unterschriften zu sammeln, und das, ohne dass es zu Sanktionen kommt?

Das sind die Fragen, deren Beantwortung der Priesterbruderschaftsführung peinlich zu sein scheint, auf die die Gläubigen aber nichtsdestotrotz eine Antwort erwarten. SANCTE MARCELLE, ORA PRO NOBIS!

Mittwoch, 25. März 2009

Verlegung der Subiakonatsweihen

Gestern meldete die nicht ganz unbedeutende Katholische Nachrichten-Agentur (KNA), dass der Vatikan von der FSSPX die Absage der für 27. Juni im Seminar Zaitzkofen geplanten Priesterweihen verlange. Zunächst herrschte Rätselraten über die Reaktion der Priesterbruderschaft. Verschiedentlich wurde von Priestern und Gläubigen der Bruderschaft gemutmaßt, dass das Generalhaus die "Bedingungen" (oder sollte man eher sagen: Forderungen) Roms wohl akzeptieren werde, und es sich dabei um eine abgemachte Entspannungsgeste im Anbetracht einer bevorstehenden Entscheidung über den Erlass eines Kanonischen Statuts für die FSSPX handle.

Kurze Zeit später verkündete das Kölner Domradio, die für den 28. März vorgesehenen niederen Weihen in Zaitzkofen - es handelt sich, um genauer zu sein, um Subdiakonatsweihen - seien abgesagt worden um ein Zeichen gegenüber Rom zu setzen. Am gleichen Tag erfolgte die Richtigstellung durch Bischof Fellay: Die Subdiakonatsweihen seien "auf Bitten des Heiligen Stuhles" nach Econe verlegt worden. Gleichzeitig ging der Generalobere mit den deutschen Bischöfen scharf ins Gericht und warf ihnen skrupellose Scharfmacherei vor. Dazu nahmen die deutschen Bischöfe via Pressesprecher Matthias Kopp der Bischofskonferenz Stellung und warfen der Bruderschaft Einseitigkeit vor - ein Vorwurf, der gemessen an seiner Aussagekraft und seinem Neuigkeitswert, aus dem Marmeladeglas der Kirchenpolitik stammen könnte.

Bischof Fellay teilte außerdem mit, die Verlegung der für Samstag geplanten Weihen von Subdiakonen nach Econe sei eine "Geste der Beruhigung". Die Ortsverlegung entspreche einem Wunsch Roms. Eine Absage hingegen habe nie zur Debatte gestanden. Alle anderen Weihen, darunter auch für Ende Juni geplante Priesterweihen, blieben davon unberührt.

Die Frage, ob die Priesterbruderschaft St. Pius X. Weihen vornimmt, ist innerkirchlich von großer Bedeutung. Der Regens des Priesterseminars der Bruderschaft, Pater Stefan Frey, hatte ursprünglich erklärt: "Die Weihen gehören zum normalen Leben des Seminars". Auch habe der Vatikan von der Priesterbruderschaft in keiner Weise verlangt, ihre Aktivitäten einzustellen oder Weihespendungen zu unterlassen, so Pater Frey.

Die Frage der Weihen wird auf diese Weise immer mehr zu einer Angelegenheit, die direkt mit der Frage nach der Annäherung an Rom verbunden ist. Auch der deutsche Distriktobere, Pater Franz Schmidberger erklärte, eine Einigung mit dem modernistischen Rom würde früher oder später erfolgen, doch bevor diese Einigung erfolgen könne, müssen einige grundsätzlichen Fragen, die ihm zufolge kein Hindernis für die Einigung seien, geklärt werden. Diese müssen jedoch vor den Priesterweihen stattfinden, damit die Piusbruderschaft zu diesem Zeitpunkt in den Genuss kirchenrechtlicher Anerkennung kommt. Es ist aber zu bezweifeln, ob sich dermaßen grundsätzliche Fragen wie das Problem der Religionsfreiheit tatsächlich in so kurzer Zeit klären lassen.

Gelingt diese schnelle Einigung nicht, und sollte sich Benedikt XVI. hinter seine Diözesanbischöfe stellen und einen Aufschub der Weihen fordern, wird Bischof Fellay entscheiden müssen, was ihm wichtiger ist: Gehorcht er dem Papst, ist der Verrat am Erzbischof für jeden offensichtlich, gehorcht er ihm nicht, könnte die Exkommunikation ein zweites Mal über den oder die Weihespender verhängt werden - einen Zustand, den Bischof Fellay in einem Interview unlängst so beschrieb: "Man fühlt einen wahren Schmerz, von einem Brandmal der Schande gezeichnet zu sein." SANCTE MARCELLE, ORA PRO NOBIS.

Dienstag, 24. März 2009

Das Dekret und was daran falsch war

Am 24. Januar 2009 veröffentlichte der Vatikanische Pressesaal ein auf 21. Januar 2009 datiertes Dekret, das die Unterschrift von Kardinal Giovanni Battista Re trug und verfügte, dass der Unterzeichner "den Bischöfen Bernard Fellay, Bernard Tissier de Mallerais, Richard Williamson und Alfonso de Galarreta" deren "Exkommunikationsstrafe latae sententiae" aufhob und sie für "frei von Rechtsfolgen" der besagten Exkommunikationsstrafe erklärte.

Damit wird jedoch eine Zensur aufgehoben, die nie existierte, weil die am 01. Juli 1988 ausgesprochene Exkommunikation latae sententiae - auf die sich das jüngste Dekret berief - als Tatstrafe nie eintrat. Erzbischof Lefebvre verübte nämlich am 30. Juni 1988, als er vier Bischöfe weihte, nicht nur kein Delikt, sondern verrichtete vielmehr einen verdienstlichen Akt, die die Kontinuität der Katholischen, Apostolischen und Römischen Kirche sicherstellte.

Wie tief muss ein Generaloberer gesunken sein, der "mit einem Brief vom 15. Dezember [2008] - gerichtet an Seine Eminenz, den Herrn Kardinal Darío Castrillón Hoyos, Präsident der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei - [...] auch im Namen der anderen drei am 30. Juni 1988 konsekrierten Bischöfe" "erneut um die Rücknahme der Exkommunikation latae sententiae" bat? Wohlgemerkt: Wohlwissend, dass die besagte Exkommunikation gar nicht bestand! SANCTE MARCELLE, ORA PRO NOBIS.


Ziel dieses Blogs

Manche Beobachter der Gespräche zwischen der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) und den römischen Behörden haben in den letzten Wochen und Monaten eine Veränderung des Klimas innerhalb der Priesterbruderschaft St. Pius X. festgestellt. Ziel dieses Blogs soll es sein, diese Veränderungen zu dokumentieren und auf die Gefahren hinzuweisen, die aus einer vorschnellen Annäherung an die nach wie vor konziliaren Positionen Roms resultieren.

Die Autoren dieses Blogs wissen sich dem römisch-katholischen Glauben verbunden, wie er von S.E. Erzbischof Marcel Lefebvre Zeit seines Lebens vermittelt wurde und weigern sich genauso beharrlich wie dieser, vom überlieferten Glaubensgut auch nur ein Iota zu entfernen oder aus Opportunitätsgründen zu verschweigen und handeln getreu dem Grundsatz: "Tradidi quod et accepi" (1 Kor 15,3).