Die Revolution in Tiara und Chorrock
„Auf jeden Fall ist eine Überlegung eines alten Freundes von Kardinal Roncalli, dem künftigen Johannes XXIII., für dieses Thema erhellend: Bei der Nachricht vom Tod Pius’ XII. vertraute der alte Dom Lambert Beauduin, ein Freund Roncallis, P. Bouyer an: «Wenn sie Roncalli wählen, ist alles gerettet: Er wäre fähig ein Konzil einzuberufen und dem Ökumenismus die kirchliche Weihe zu geben.» Dom Lambert Beauduin kannte Kardinal Roncalli gut; er wusste bereits 1958, dass Roncalli, Papst geworden, den Ökumenismus verwirklichen würde und dies – eine sich sehr wohl anbietende Möglichkeit – durch ein Konzil. Wer nun aber Ökumenismus sagt, sagt Religionsfreiheit und Liberalismus. Die «Revolution in Tiara und Chorrock» war nicht improvisiert. (S. 160)
Die revolutionäre Taktik auf dem Konzil
„Behauptung eines Irrtums oder einer Zweideutigkeit oder einer gefährlichen Orientierung, unmittelbar danach oder davor Behauptung im Gegensinn, dazu bestimmt, die konservativen Konzilsväter in Sicherheit zu wiegen.“ (S. 170)
Zwei Beispiele:
1. Das Latein: „So war es bei der Konstitution über die Liturgie Sacrosanctum Concilium: Indem sie in Nr. 36 § 2 schrieben: «Ein größerer Raum wird der Volkssprache gewährt werden können» und den Bischofskonferenzen die Entscheidung anvertrauten, ob sie die Volkssprache übernehmen wollten oder nicht (vgl. Nr. 36 § 3), öffneten die Verfasser des Textes Tür und Tor für die Abschaffung des Lateins in der Liturgie. Um diese Forderung abzuschwächen, trugen sie Sorge, davor in Nr. 36 § 1 zu schreiben: «Der Gebrauch der lateinischen Sprache soll, unbeschadet speziellen Rechtes, in den lateinischen Riten erhalten bleiben.» Durch diese Behauptung sicher gemacht, schluckten die Väter ohne Probleme die beiden anderen.“ (S. 170)
2. Die Religionsfreiheit: „Ebenso ließ in der Erklärung über die Religionsfreiheit Dignitatis Humanae, deren letztes Schema von zahlreichen Vätern zurückgewiesen worden war, Paul VI. selbst einen Paragraphen anfügen, der im Wesentlichen folgendes besagte: «Diese Erklärung enthält nichts, was der Tradition entgegen ist.» Aber alles, was darin steht, ist der Tradition entgegen! Nun wird jemand sagen: «Aber lesen Sie doch! Da steht geschrieben: Es steht darin nichts, was der Tradition entgegen ist!» – Jawohl, das steht geschrieben… Aber es hindert nicht, dass alles der Tradition entgegen ist! Und dieser Satz wurde in letzter Minute durch den Papst angefügt, um die zu zwingen – speziell die spanischen Bischöfe –, die in Opposition zu diesem Schema standen. Es ist leicht, nachträglich eine Etikette, ein Unbedenklichkeitspapier darauf zu kleben! Ein unglaubliches Vorgehen!“ (S. 170)
Konklusion: Eine katholische Lesart des II. Vatikanums „ist praktisch unmöglich“
„Ich muss gestehen, dass es und nicht gelungen ist, das Konzil von dem liberalen und modernistischen Geist zu reinigen, der den größten Teil der Schemata durchtränkte. Die Verfasser waren nämlich ausgerechnet die von diesem Geist angesteckten Experten und Väter. Was wollen sie – wenn ein Dokument zur Gänze in einem falschen Geist verfasst ist, ist es praktisch unmöglich, es von diesem Geist zu reinigen; man müsste es vollständig neu schreiben, um ihm einen katholischen Geist zu verleihen.“ (S. 168) SANCTE MARCELLE, ORA PRO NOBIS!
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